Malerei

 

SUSANNE SCHWARZER

WERDEN – SEIN UND VERGEHEN
als ein ewiger Wandlungszyklus,
als Spiel und Tanz der schöpferischen Kraft

Einführung von Manfred Makra
freischaffender Künstler

 

In diesem Sinne haben die Bilder von Susanne Schwarzer etwas Universelles, Kosmisches, aber vor allem etwas Zeitlos-Archaisches. Und sie haben auch etwas Klingendes, Brausendes, Rauschendes und immer wieder etwas Flüsterndes, als wären sie eine Art sichtbar gewordener Klang.

So komplex und erfüllt die Bilder von Susanne Schwarzer in ihrer ersten Erscheinung wirken, sosehr verweisen sie uns aber auch auf ihr genaues Gegenteil. Auf die Nicht-Form, auf die Leere, auf den Urgrund des Seins, das Nichts, welches die 10.000 Dinge erst hervorbringt, wie Laotse es schon in seinem epochalen Werk „Tao Te King“ beschrieben hat.

Dieser Antagonismus zwischen Fülle und Leere wird in den Bildern von Susanne Schwarzer durch die Transparenz des weißen, unbemalten Grundes thematisiert, im Verhältnis zur Farbe, Form und Komposition des Bildes. Das heißt, der Bildgrund in seiner ursprünglichen Leere, Unberührtheit und Reinheit ist in den meisten Bildern ebenso präsent wie das geschaffene Bild selbst.

Dies entspricht sehr der Maltradition des alten China und Japan, welche immer aus dieser bedeutungsvollen Leere heraus das Bild aufgebaut oder herauskristallisiert hat. „Im leeren Raum hat das geringste Ding größte Bedeutung“, heißt es z.B. in der Ästhetik des japanischen Zen-Buddhismus. In Europa waren es immer mehr die gebauten, gemalten Hintergründe und Zwischentöne, welche das eigentliche Motiv hervorgebracht und getragen haben.

„Der Raum schwebt also über den Dingen“ könnte man auch zu den Bildern von Susanne Schwarzer sagen. Und dies scheint mir auch ein wesentlicher Teil ihrer visuellen Botschaft zu sein, Bild- und Weltenräume zu erschaffen, welche dem Betrachter Raum und Energie geben, um sich seiner eigenen inneren Bilder, seiner Lebensvision und seiner Schöpfungsfreude und Verantwortung mehr und mehr bewusst zu werden.

Susanne Schwarzer bekennt sich ganz offen zu ihrer Vorliebe für die Meister des alten China und Japan, vor allem zur Tradition der chinesischen Literatenmalerei. Literatur und Philosophie sind auch für sie ergiebige Quellen der Inspiration, nicht nur für Bildtiteln sondern vor allem auch für Bildthemen und ganze Bilderzyklen. Allen voran sind es die Werke des brasilianischen Dichters Paulo Coehlo, dessen Werk eine einzige Betrachtung des Menschen und seiner Lebensvision repräsentiert, und von René Egli, der mit seinem Buch „Das LOL2A-Prinzip“ berühmt geworden ist. Die Essenz daraus könnte man mit folgenden Worten zusammenfassen: „Lasse los und verweile in deiner Mitte. Es gibt dann nichts zu tun, und doch bleibt nichts ungetan.

Kunsthistorisch betrachtet neigt man natürlich bei Susanne Schwarzer sehr leicht dazu, ihre Bilder in die Schublade des Action Paintings, Informell oder des Abstrakten Expressionismus abzulegen. Bei genauerer Wahrnehmung der Bilder muss man aber erkennen, dass es der Künstlerin weniger um die Aktion geht, sondern schon vielmehr um eine Reaktion oder spontanen Kontemplation über eine Idee, eine Vision, ein Gefühl oder gar eine Form.